Facharzt Rechtsmedizin
Es gibt fast keinen sonntäglichen «Tatort» ohne einen Facharzt Rechtsmedizin, der dann über Todesursache und Todeszeitpunkt Auskunft gibt. Nebst rechtsmedizinischen Untersuchungen und gerichtlichen Obduktionen gehört zum Beispiel aber auch die Erstellung von Gutachten zur Vaterschaft oder die Einschätzung der Fahrtüchtigkeit und die generelle Zurechnungsfähigkeit zu deren Aufgaben. Sie arbeiten auch in der Lehre und Betreuung von Medizinstudenten und in der wissenschaftlichen Forschung. Die Rechtsmedizin hat ihre Hauptaufgabe in der Anwendung medizinisch-naturwissenschaftlicher Erkenntnisse, die der Rechtspflege dienen und ist damit eine medizinische Spezialdisziplin. Anders als in den meisten zu klinischen ärztlichen Fächern steht nicht die Diagnostik und Behandlung im Fokus, sondern das kriminalistisch-analytische Denken und oft eine rekonstruktive Tätigkeit und verschiedene Arten von Begutachtungen.
Weiterbildung Facharzt Rechtsmedizin
Damit der angehende Facharzt Rechtsmedizin FMH sein breites Fachgebiet eigenständig abdecken kann, lernt er in seiner Ausbildung verschiedene Bereiche kennen, wie
- die Morphologie zur Aufklärung aussergewöhnlicher Todesfälle
- forensisch-medizinische Begutachtung von Körperschäden bei Lebenden
- forensisch-genetischen Spurenkunde
- chemisch-toxikologische Analytik
- Abstammungsbegutachtung
Weitere Aufgabengebiete der Rechtsmedizin sind die Verkehrsmedizin, Versicherungsmedizin, Alkoholforschung und die ärztliche Berufskunde.
Ausbildung Facharzt Rechtsmedizin FMH
Der Assistenzarzt Rechtsmedizin bildet sich während mindestens fünf Jahren zum Facharzt Rechtsmedizin weiter. Fachspezifisch dauert die Ausbildung in der Rechtsmedizin drei bis dreieinhalb Jahre, wovon mindestens ein Jahr an einer A-Klinik zu erfolgen hat. Ein halbes Jahr kann mittels einer wissenschaftlichen Arbeit oder einer MD/PhD-Ausbildung angerechnet werden. Ein halbes bis ein ganzes Jahr verbringt er in der Pathologie. Ein nicht fachspezifisches Weiterbildungsjahr erfolgt zum Beispiel in den unterschiedlichsten chirurgischen Fächern, Gynäkologie, Orthopädie oder Radiologie.
Inhalt der Ausbildung zum Facharzt Rechtsmedizin
In der Ausbildung werden dem Assistenzarzt Rechtsmedizin unter anderem Kenntnisse in
- forensischer Pathologie
- forensischer Traumatologie
- Schusswunden und Ballistik
- fremdverursachtes Ersticken, Verhungern, Verdursten, Ertrinken
- thermischer Energie, Elektrotraum inklusive Blitzschlag
- klinischer Rechtsmedizin und weiteres vermittelt
Bezüglich Untersuchungen werden dabei z. B. Spurenuntersuchungen, rechtsmedizinische forensische Obduktionen, pathologische Obduktionen, forensisch-histologische Untersuchungen, genetische Spurenanalysen, forensische radiologische Untersuchungen und weitere eingesetzt.
Anstellung Facharzt Rechtsmedizin
Der ausgebildete Assistenzarzt Rechtsmedizin findet eine Stelle als Oberarzt Rechtsmedizin in einem rechtsmedizinischen Institut, bei einer kantonalen Behörde (Verwaltung, Polizei, Gericht), in der Forschung, in einem Spital oder bei einer Universität. Die weitere Karriere für einen Job als leitender Rechtsmediziner oder als Chefarzt Rechtsmedizin steht ihm mittels zusätzlicher Aus- und Fortbildungen offen. Vorausgesetzt ist oft eine Habilitation in Rechtsmedizin.